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    Betrifft: Ihren Antrag
    auf Mitgliedschaft
    in der
    Generation
    ohne
    Namen Es ist nicht toll, aber irgendwie leben wir. In einer Gruppe,
    den "Freunden", üben wir uns in promiskuitivem Gefummel ohne Folgen. Wir
    bemuttern uns. Etwas Ernstes ist nicht beabsichtigt. Die dritte oder vierte große Liebe
    hinter uns, stehen wir da und erwarten nichts mehr.  
    Die Träume des anderen waren nicht
    unsere, auch wenn sie groß waren, fanden wir keinen Platz darin. Wir kennen die Menschen,
    wir haben sie kennengelernt. Typen, Charaktere, nichts was wir nicht aufrastern könnten.
    Wir können immer sagen, was das für einer ist. Wir haben Erfahrungen gemacht. So und so.
    Die, die wir treffen, sind einzuordnen, die es nicht sind, sind Spinner. Und so sind wir
    allein, treffen uns mit den Subjekten vergangener Liebe, den Ex-Lovern, zitieren alte
    Zeiten, denn wir wissen, es wird nie mehr so, wie wir es uns in unserer Erinnerung
    zurechtgelegt, schöngemacht haben. 
    Nach dem Studium wird alles anders, das wußten wir, alles
    wird schlechter. Alte Freunde werden neue Arschlöcher. Wenn Du ab jetzt nicht alles
    anders machst, hast Du keine Chance und die hättest Du gern. Der Alltag und das Leben,
    die Realität, das Erwachsensein. Wir haben als Kinder immer gewußt, daß die Erwachsenen
    es schwerer haben. Jetzt haben wir Kinder.  
    Eingebettet in den Zyklus Arbeit, Essen, Schlafen, am
    Wochenende Sex. Es sich gemütlich machen. Freie Tage, an denen man sich etwas vornimmt.
    Mal raus aus dem Trott und dann fehlt die Kraft etwas Gutes für uns zu tun, was man immer
    schon mal machen wollte, natürlich etwas Außergewöhnliches, vielleicht auch etwas mit
    Freunden unternehmen, irgendwas los machen, doch dann regnet es draußen und du denkst
    Dir: Es läuft mir ja nicht weg. Ich habe ja Zeit. Du hörst von ihnen, du bist ja noch
    jung, obwohl dich die Jungen mit "Sie" anreden. 
    Tun - Was tun? Keiner bewundert den anderen für seine
    gelebten Kompromisse, die zwischen den Idealen und dem Erwerb stehen. Selbst wenn wir
    wollten, was sollen wir, was macht denn einen Sinn? Will ich z.B. einen Roman schreiben,
    wollen wir alle z.B. einen Roman schreiben: Wer soll das lesen? Was will ich denn sagen?
    Je mehr wir wissen, desto schwieriger ist es, eine Position zu bewahren. Und wir wissen
    viel. Von den Kriegen, der Wirtschaft, den Menschen, der Natur und der Kunst; das Ganze
    rauf und runter und es langweilt uns, was wir wissen und da scheint nichts zu sein, was es
    lohnen würde. Das, was wir lernten: abwägen, gegensätzliche Positionen darstellen,
    erörtern. Der ganze akademische Scheiß. Wir selbst sind darin irgendwie aufgelöst
    worden. Jeder, der diese Probleme nicht hat, ist ein Idiot, obwohl es ihm damit besser
    gehen mag.  
    In dieser Stadt sind wir alle
    Künstler irgendwie und da alle Künstler sind, will ich keiner sein, alle wollen das
    nicht mehr sein. Die wenigen, die es dennoch sind, mögen wir nicht. Individualität und
    Freiheit sind beknackte Worte aus der Werbung. Moral ist eines der alten Wörter, an das
    Leute glaubten, die heute längst tot sind. Verantwortung und Soziales Engagement sind
    Begriffe aus der Welt der Politik und der Kirchen und wer sich da engagiert, hat nichts
    begriffen und vor allen Dingen keinen Spaß. Von uns wird nichts bleiben, nicht mal unsere
    Namen und vielleicht ist das gut so, irgendwie besser so. Es geht uns zu gut, sagen die
    Alten. Nein - wir kommen zurecht.   |